Kann ich dieser Quelle vertrauen?

Was mir in der Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus in unserer heutigen Gesellschaft immer wieder auffällt ist, dass sich bei mir zunehmend eine Verunsicherung einstellt, welchen Quellen ich in Bezug auf welche Themen Glauben schenken kann.


Aktuellen Antisemitismus als solchen erkennen
Der Antisemitismus in der NS-Zeit ist weithingehend eindeutig als der unbeschreibsame Horror dargestellt, der er war. Da sind sich Schulbücher, Jounalist*innen, Autor*innen sowie demokratische Politiker*innen fast ausnahmslos einig. Wenn es allerding um neue Formen des Antisemitismus geht, wie beispielsweise die Auseinandersetzung des Nahost-Konflikts oder die vermeidlich nicht-antisemitische Verteidigung eines Elite-fremdgesteuerten verschwörungstheoretischem Weltbildes, gehen die Meinungen nicht nur auseinander, sondern schlagen sich wie ein Fächer in jeder erdenklichen Facette auf.

Unsere Welt und die Gesellschaft in der wir leben, sind sehr viel vielschichtiger, als wir es uns ständig bewusst machen könnten. Kein Mensch hat genau dieselbe Meinung zu einem Thema wie ein anderer, man einigt sich oft lediglich auf einen Konsens, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Woher die Einzelnen aber ihre Informationen und Einstellungen haben, ist sehr unterschiedlich und diese Unterscheidung zeigt sich oft erst (oft aber auch da nicht) in einer tieferen Auseinandersetzung mit einzelnen Personen oder Informationsquellen.

Klassische und neue Informationsmedien
Hinzu kommt eine neue Welle an sogenannten „Fake News“, die sich über soziale Netzwerke, aber auch über das Handwerk einiger Journalist*innen verbreiten. Laut einer Umfrage von „b4p trends“ sehen 82% der Befragten in den Fake News eine Gefahr für die Demokratie, welchem Urteil ich mich anschließe.
Da soziale Netzwerke wie Facebook und Youtube aber einen immer größeren Einfluss in die Informationsbeschaffung und unseren Austausch darstellen, ist es umso wichtiger sich stets bewusst zu machen, aus welchem Hintergrund Informationen veröffentlicht werden. Dazu zählen unter anderem Studien, Beiträge, Bücher, Kommentare, Interviews, …
Ein ständiges Reflektieren der konsumierten Quellen muss mit dem Reflektieren der einzelnen Inhalte also verbunden werden. Da in unserer heutigen Zeit viel davon über das Internet abgerufen wird, möchte ich im Folgenden kurze Impulse geben, die bei der Informationssuche im Internet helfen sollen.

Wie kann ich Internetquellen überprüfen?
Die Seite saferinternaet.at hat eine Checkliste an Empfehlungen, die zur Überprüfung einer Quelle zu Rate gezogen werden können.(2) Diese werde ich im Folgenden auch hier veröffentlichen. In einer schöneren Darstellung seht ihr sie aber auf ihrer Webseite: https://www.saferinternet.at/faq/informationskompetenz/wie-kann-ich-online-quellen-ueberpruefen/
Zunächst aber ein kurzes Video von Klickwinkel, das ein paar allgemeine Punkte anschaulich und schnell darstellt:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=1NRV0rM9y9E


„Checkliste zur Bewertung von Online-Quellen

WER?

  • Wer steht dahinter?
    Autor/in, Inhaber/in, Herausgeber/in der Website? Privatperson, Organisation (.org, .or.at), Behörde (.gv.at), Universität (.ac.at), Unternehmen (.co, .at, .com), politische Partei, ein Verlag, eine Zeitung etc.

    Tipp: Unter www.whois.net kann der Inhaber der Website abgefragt werden!
  • Was ist über den Verfasser bzw. die Verfasserin bekannt?

    Tipp: „Vorname Nachname“ in Suchmaschine eingeben, bei Autor/innen auch z. B. auf Amazon
  • Gibt es ein Impressum mit Ansprechpartner/in, Anschrift und Kontaktdaten?

Bei einer Universität oder Behörde ist davon auszugehen, dass die veröffentlichten Informationen besser abgesichert sind als bei einer Privatperson.
 

Eine politische Partei bezweckt – je nach Ausrichtung – eine bestimmte Absicht mit der Veröffentlichung von Informationen.
 

Renommierte Zeitung oder dubiose Website? Bekannter Journalist oder anonymer Blogger?
 

Ein vorhandenes Impressum deutet auf eine seriöse Website hin.



WIE?

  • Welches Format hat das Angebot?
    Website, Forum, Blog, News-Site, Datenbank, Wiki etc.

  • Wie professionell ist das Angebot?
    Aktuelle Inhalte? Rechtschreibfehler? Veraltete oder nicht funktionierende Links?

  • Verlinkungen:
    Wer verlinkt auf die Website? Wie seriös sind diese Anbieter?

    Tipp: Suchoperator link:URL findet Websites, die auf die Website verweisen, z. B. link:www.saferinternet.at

  • Wie umfangreich sind die Inhalte zu einem Thema?

Eine persönliche Meinung hat andere Qualitäten bei der Bewertung als z. B. ein Lexikon.
 

Je nach Thema relevant oder nicht. So können „historische Websites“, die aus Budgetgründen nicht mehr gewartet werden, durchaus gute und relevante Informationen bieten.
 

Je mehr seriöse Institutionen auf eine Quelle verlinken, desto glaubwürdiger könnte sie sein.
 

Eine Einführung in ein Thema ist anders zu bewerten und kann viel öfter Fehler enthalten, als eine komplexe Abhandlung von Expert/innen.



WARUM?

  • An welche Zielgruppe richtet sich die Website?
    Kund/innen, Kinder, Jugendliche, Familien, Expert/innen, Unternehmen?

  • Was ist der Zweck der Website?
    Welches Interesse hat der Herausgeber der Website? Soll der Inhalt informieren, unterhalten, beeinflussen oder für etwas werben?

  • Ist Werbung vorhanden?
    Ist diese klar erkennbar? Sind Werbung und Information klar voneinander getrennt?

  • Wie ist der Schreibstil?
    Akademisch mit vielen Fachbegriffen, journalistisch oder einfach verständlich? Sachlich-informativ oder reißerisch-populistisch?

  • Auf welche Quellen wird verwiesen?
    Auf welche Website wird verlinkt? Welche weiteren Informationsquellen werden genannt?

  • Stimmen die Inhalte?

Je nach Zielgruppe kann der Autor bzw. die Autorin sich selbst und die Inhalte anders darstellen.
 

Der Zweck ist nicht immer leicht herauszufinden, manchmal muss einfach ein bestimmter Zweck angenommen werden. Es ist sinnvoll, Online-Inhalt nicht immer für bare Münze zu nehmen.
 

Wie sich eine Website finanziert, kann Aufschluss über die Glaubwürdigkeit geben. Sind die Finanzgeber transparent, könnte sie glaubwürdiger sein.
 

Die Inhalte müssen für die jeweilige Zielgruppe brauchbar sein. Texte für Kinder müssen anders gestaltet werden als für Akademiker.
 

Gesetzte Links sind oft das beste Qualitätskriterium. Auf jeden Fall ein guter Weg, um bei der Suche weiterzukommen.
 

Informationen stichprobenartig anhand weiterer, verlässlicher Quellen überprüfen – besonders bei Themen, zu denen viele unterschiedliche Meinungen vorhanden sind oder man selbst unsicher ist.“(2)

Quellen:

  1. b4p trends (05.2019): Vertrauen in Medien – Welchen News-Quellen vertrauen die Onliner?
    https://www.mediaimpact.de/data/uploads/2019/06/b4ptrends_03-2019_vertrauen_in_medien.pdf
  2. https://www.saferinternet.at/faq/informationskompetenz/wie-kann-ich-online-quellen-ueberpruefen/