Ich nochmal

Ich habe ja bereits die Kurseinheit „Antisemitismus ist leider nicht (nur) Geschichte“ gestaltet, in der ich mich schon vorgestellt habe. Da ich es aber für sehr wichtig erachte, sich vor dem Thematisieren gesellschaftlicher Phänomene genau bewusst zu werden, aus welcher Perspektive man über welches Thema redet, möchte ich mich auch hier noch einmal vorstellen.
Solltest du in die Einheit „Antisemitismus ist leider nicht (nur) Geschichte bereits reingeschaut haben und wissen, aus welcher Perspektive ich spreche, kannst du diese Seite direkt mit „erledigt“ wegklicken und abschließen.

Also, wer bin ich? Ich heiße Michelle Koprow, ich bin keine Jüdin, was wegen meines russischen Nachnamens aber wohl manchmal angenommen wird. (Ein lustiges Beispiel für unser Schubladendenken, das ich in meiner letzten Kurseinheit erläutert habe. ? ) Ich bin eine weiße Europäerin mit einem deutschen Pass, 26 Jahre alt und mache Performance Kunst, bisher in Mainz, wo ich auch wohne, und in Frankfurt. Ich habe einige Diskriminierungserfahrungen in Bezug auf den Umgang mit lesbischen Frauen machen müssen, werde im Allgemeinen aber als Teil der Mehrheitsgesellschaft gesehen und bin dadurch um extreme Anfeindungen in meinem Leben herumgekommen. Ich musste nie Zeugin einer direkten antisemitischen Tat sein, geschweige denn Betroffene. Warum maße ich mir dann an, eine Kurseinheit über Antisemitismus zu gestalten?

Ich habe das Gefühl, oft zu wenig für eine aktive Sensibilisierung gegenüber Antisemitismus in unserer Gesellschaft zu machen, vor allem aus der Angst, jemanden das Gefühl zu geben, bevormundet zu werden. Denn ich spreche natürlich immer aus einer Außenperspektive über das Thema Antisemitismus. Ich muss ebenfalls zugeben, dass ich fast alles, was ich über das Judentum gelernt habe, von Lehrer*innen und Menschen erfahren habe, die ebenfalls aus einer Außenperspektive über das Judentum sprachen.

Dieses Phänomen ist meiner Meinung nach ein ganzgesellschaftliches Problem, an dem wir alle unseren Beitrag zu leisten haben. Denn allein jedes Wegnicken eines „dummen“ Kommentars, bestärkt das Einschleichen antisemitischer Beschimpfungen und Witze als gesellschaftlich anerkannte Aussprüche. Und meines Erachtens bewegt sich diese Tendenz in eine gefährliche Richtung, die Anfeindungen legitimiert und salonfähig macht. In unserer christlich geprägten Gesellschaft, in der Jahrtausende langer Antisemitismus sich bereits in unaussprechliche Ausmaße gesteigert hatte, ist eine Vorsicht von jüdischen Gemeinden gegenüber der Mehrheitsgesellschaft absolut nachvollziehbar. Es kostet als betroffene Person außerdem sehr viel Überwindung, sich deklariert als betroffen zu äußern und immer wieder anzuecken, indem mach sich offen gegen Aussprüche äußert.

Dass ich einen Kurs über das Thema Antisemitismus mache kommt also aus dem Bedürfnis heraus, mich gegen die Ungerechtigkeit auszusprechen, die ich in unserer Gesellschaft empfinde, auch wenn diese nicht gegen meine eigene Person geht. Allerdings kann ich aus meiner Perspektive selbstverständlich nicht darüber reden, wie sich die Folgen von Antisemitismus auswirken. Deshalb liegt der Fokus des Kurses auf der Frage, wie Vorurteile in unseren Köpfen entstehen, wie (oft auch unwissentlich) Stereotype reproduziert werden und wie wir antisemitische Bilder heute als solche erkennen können und sie somit durch Reflektieren abgebaut werden können.

Seit ich im Februar angefangen habe für das Projekt „Meschugge“ zu arbeiten ist mir eines nämlich immer wieder deutlich geworden. JEDE Diskriminierung betrifft uns alle und fördert den Hass, der uns spaltet. Deswegen liegt es auch an uns, gegen Anfeindungen jeglicher Form Stellung zu beziehen und unseren Teil für eine tolerantere Gesellschaft zu tun.

Aufgabe:

  1. Wie auch Hannah und danach ich in unseren bisherigen Kurseinheiten, möchte ich Dich auch diesmal bitten, diesen Text so umzuschreiben, dass er auf Dich passt.