Geschlossene Weltbilder

Geschlossene Weltbilder zeichnen sich dadurch aus, dass eine sehr Vereinfachte Version der Gesellschaft und unserer Umgebung dargestellt wird, aber vehement nach außen getragen und propagiert wird.

Als 2018 eine Sendung bei Anne Will das Thema aufgreift, wird von 6% der Bevölkerung gesprochen, die ein solches Weltbild vertreten.(1) Das ist bereits ein beängstigender Anteil, auf unsere Bevölkerung gerechnet. Da sich seitdem die Gesellschaft aber weiterhin polarisiert hat und Krisen wie die Corona-Krise, die einfachen Erklärungen auf komplexe Fragen wie ein Brandbeschleuniger beflügelt hat, ist heute mit einem höheren Anteil zu rechnen.

Beliebte Beispiele für Verschwörungsfantasien, in die sich Menschen gerne hineinsteigern sind die Illuminati als heimliche Marionettenspieler unserer Welt, 9/11, die Mondlandung, … Besonders aktuell und grausam breiten sich durch den Kanal eines anonymen Nutzers namens „Q“, der im Diskurs Q Anon genannt wird, vermeidlich Top Secret Informationen, die angeblich der Gesellschaft vorenthalten werden. Eine Elite, die die Welt delegiert, soll tausende von Kindern in unterirdischen Gängen halten und diese Foltern, um ein Stresshormon zu gewinnen, das sie selbst verjüngern soll …

Wer sich schon bei der „Flat Earth Society“ (eine große Anhängerschar, die glaubt die Erde wäre eine Scheibe und die CIA lügt uns die Kugelform vor) gefragt hat, wer denn daran glauben könne, gelangt an neue Grenzen und Maßstäbe. Nichts desto trotz finden sich auch bei dieser Idee viele Anhänger*innen, von prominenten Persönlichkeiten zu Nachbar*innen, Familien und Freund*innen.

Wir haben zuvor schon angesprochen, dass man in potentiellen Konfrontationen überlegen sollte, ob das Gegenüber tatsächlich an einem Austausch interessiert ist. Menschen mit einem geschlossenen Weltbild sind das in der Regel nicht. Durch die angenehme Vereinfachung unserer Welt, die eigene Zuordnung zu „den Guten“ und das dadurch eigene Erheben über andere, wäre eine reflektierte Analyse der Gesellschaft in all ihren Facetten etwas, das das Bild ins Bröckeln geraten lassen würde und somit gar nicht erst in Betracht kommt.

„Es wäre fatal, das Ausmaß dieses verfestigten Bildes zu unterschätzen. Für die Frage, wie angemessene Antworten auf Antisemitismus aussehen könnten, kommt man nicht umhin, diesen Sachverhalt gründlicher zu analysieren. Es handelt sich nicht um Vorurteile. Das Weltbild des Hasses auf Israel und Juden trägt Züge eines Wahns, der rationalen Argumenten unzugänglich scheint.“(1)

Wichtig ist diese Weltbilder zu erkennen, bevor man sich ihnen selbst hingibt und sich mit anderen in eigens ausgedachte Geschichten hineinsteigert.

Hier ein kurzes aber interessantes Video des „tagesthemen“ des ARD, das ein Interview mit der Sozialpsychologin Pia Lamberty zeigt. Schaue Dir das Video an und beantworte die untenstehenden Fragen in den Aufgaben.

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https://www.youtube.com/watch?v=fMiYPByn1-A

Aufgabe:

  1. Schaue Dir das obige Video an. Notiere Dir in Stickwörtern oder wenigen Sätzen Deine Gedanken über das verstärkte Aufkommen von Verschwörungstheorien zurzeit.
  2. Vorhin habe ich die Corona-Krise einen „Brandbeschleuniger“ genannt. Was denkst Du, was ich damit gemeint haben könnte? Hast du im Video einen Hinweis darauf gefunden?

Quellen:

  1. Hütt, Hans (23.04.2018): „TV-Kritik: „Anne Will“ – Züge eines Wahns“. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik-zu-anne-will-antisemitismus-ist-manisch-15555593.html