Krypto-Antisemitismus

Heutzutage werden antisemitisch konstruierte Feindbilder oft über Codes kommuniziert, um bestimmte inzwischen tabuisierte Stereotpyen nicht direkt anzusprechen. So wäre es wohl für viele Menschen klar, dass es antisemitisch ist, wenn jemand von einer „jüdischen Finanzmacht“ sprechen würde, dagegen kommt die Aussage „die Banker von der Ostküste“ (Schwarz-Friesel/Reinharz in Bernstein 2020: 57) nicht so klar daher. Die Idee einer antisemitischen Weltanschauung ist aber in dieser Aussage enthalten und sie folgt in ihrem Denken klar antisemitisch erzeugten Vorurteilen, obwohl das Wort „Jude“ nicht mal vorkommt.  Diese Codes werden also heutzutage dazu benutzt, um (un)bewusst antisemitische Äußerungen tätigen zu können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Oft geht dies sogar mit einer Distanzierung zu Antisemitismus einher, wie z.B.

„Ich bin kein Antisemit/ich habe nichts gegen Juden, aber/nur …“

„Gerade wegen der Geschichte bin ich für jegliche Ungleichheit sehr sensibel und ich kann es nicht begreifen, wie können die Juden heute den Palästinensern dasselbe antun?“   

(Bernstein 2020: 58)