Islamischer Antisemitismus

Die Bezeichnung „islamischer Antisemitismus“ zielt nicht darauf ab, den Islam als solchen als antisemitisch darzustellen. Vielmehr ist er eine Verbindung von islamischem Antijudaismus und modernem Antisemitismus und damit eine sehr spezifische Erscheinungsform. Der europäische moderne Antisemitismus wurde im 19. Jahrhundert auf die islamisch-arabische Welt ausgeweitet. Dies wurde durch die Propaganda des nationalsozialistischen Deutschlands weiter gefördert. Das nationalsozialistische Deutschland unterstützte die antisemitische, islamistische Muslimbruderschaft um Hassan al-Bannā und die arabische Nationalbewegung um den Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini. Letzterer kollaborierte mit den Nazis, erklärte den Juden den heiligen Krieg und strebte einen „judenfreien“, arabischen Staat im britischen Mandatsgebiet Palästina an. (vgl. Bernstein 2020: 55f)

Die oben angesprochene Verbindung von islamischem Antijudaismus und modernem Antisemitismus führt dazu, dass moderne Verschwörungstheorien über die „jüdische Übermacht“ mit religiösen Sinnmustern verwoben werden. So meinte zum Beispiel Sayyid Qutb, ein Theoretiker der Muslimbruderschaft 1950:

„This is an enduring war that will never end, because the Jews want no more no less than to exterminate the religion of Islam …Since Islam subdued them they are unforgiving and fight furiously through, conspiracies, intrigues, and also through proxies who act in the darkness against all what Islam incorporates.”

(Qutb zit. n. Bernstein 2020: 56)

Heutzutage zeigt sich der islamische Antisemitismus auch häufig in einer Kritik an Israel. Die Staatsgründung Israels wird zum Anlass genommen, um den Hass auf Juden mit dem Koran zu legitimieren. Auch in Deutschland und Europa ist dies vorhanden und zeigt sich unter anderem in antisemitischen Demonstrationen gegen Israel, aber auch im Alltag an der Schule, wie folgender Beitrag aus Bernsteins Studie zeigt:

„Judith weist darauf hin, dass an der Schule ihres Sohnes muslimische Schüler*innen häufig ‚Kindermörder Israel‘ rufen. Dabei stellt sich heraus, dass viele muslimische Schüler*innen sowas auch wirklich glauben, weil sie es in den türkischen oder arabischen Nachrichten gehört haben oder weil es die Eltern oder der Imam sagen.“

(Bernstein 2020: 57)

An diesem Beispiel zeigt sich ganz gut, dass sich im islamischen Antisemitismus Vorstellungen des modernen Antisemitismus (z.B. „allmächtige Weltherrscher“) mit islamisch-antijudaistischen Stereotypen (z.B. Ritualmordlegenden) mischen. (vgl. Bernstein 2020: 57).