Einstiegsreflexion

Um mich Antisemitismus zu nähern, finde ich es wichtig, die eigene Religion und Weltanschauung zu reflektieren. Ich bin katholisch aufgewachsen, war als Kind und in meiner frühen Jugend in der katholischen, jungen Gemeinde aktiv. Ich empfinde diese Zeit im Nachhinein als sehr wertvoll, weil die Menschen, die dort aktiv waren, mir Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Gerechtigkeit vermittelten. Gleichzeitig beschäftigte ich mich mit dem älter werden immer mehr mit anderen Religionen und wurde mir bewusster über das christliche Privileg gegenüber anderen Religionen. Inzwischen habe ich mich vom Christentum distanziert und bezeichne mich als Agnostiker, also als jemanden, der zwar daran glaubt, dass es da draußen mehr gibt als das, was wir uns rational erklären können, aber es keine Religion gibt, die mir das erklären kann.

Ich finde Religionsgemeinschaften können einen wichtigen Beitrag zur eigenen Identitätsherstellung liefern, kritisiere aber, dass das meist mit einer Abgrenzung zu anderen Gruppen stattfindet. Hier sehe ich auch einen Unterschied vom Christentum zum Judentum oder Islam, da das Christentum in Deutschland das Privileg hat, sich abzugrenzen und dabei die Norm zu bestimmen. Das geht dann eben auch oft mit Unterdrückung anderer Religionen einher. Man muss zum Beispiel nur überlegen, warum es alltäglich ist, überall Kirchenglocken zu hören, der Muezzin aber nur an wenigen Orten in Deutschland zum islamischen Gebet ruft.

Bevor wir mit dem nächsten Kapitel anfangen würde ich dich bitten folgende Fragen für dich zu beantworten, um deine individuelle religiöse und weltanschauliche Haltung und Prägung bewusst zu machen:                     

  • Welche persönliche Geschichte hast du in Bezug auf Religion / Weltanschauung?
  • Wie bist du diesbezüglich aufgewachsen?
  • Wie stehst du im Augenblick dazu?