Diversitykategorien

Der Begriff Diversity wird im Social Justice und Diversity als „Vielfalt, radikale Verschiedenheit, Unterschiedlichkeit oder Heterogenität von Menschen“ (Czollek et al. 2019: 30) übersetzt. Unter Diversity versteht man meist die Unterschiedlichkeit von Menschen. Keine Person fühlt wie die andere, keine Person denkt, spricht, liest, geht, spielt oder trauert wie die andere. (vgl. Czollek et al 2019: 30) Das Social Justice und Diversity Konzept bleibt aber nicht bei dieser allgemeinen Feststellung menschlicher Unterschiedlichkeit stehen:

„Diversity ist nicht die Vielfalt, die mich bereichert, ist keine Ressource oder Möglichkeit zur Steigerung von Produktivität. Diversity als radikale Verschiedenheit ist vielmehr relevant für die Frage, warum bestimmte Menschen Strukturelle Diskriminierung erfahren, andere hingegen Privilegien haben.“

(Czollek et al 2019: 30)

Der Begriff von Diversity hängt also immer mit Struktureller Diskriminierung zusammen, weshalb der Begriff der Diskriminierungskritischen Diversity entstanden ist.

Strukturelle Diskriminierung geschieht immer aufgrund bestimmter Diversitykategorien (wie Alter, Beeinträchtigung, Aussehen, Sprache, soziale Herkunft, geographische Herkunft, Geschlecht/Gender/Queer, sexuelles Begehren, Religion oder Konfessionsfreiheit), die als gesellschaftliche Regulative fungieren. Sie korrespondieren mit Diskriminierungsformen, die zumeist durch –ismen gekennzeichnet werden, wie Ageismus, Ableismus, Adultismus, Lookismus, Klassismus, Diskriminierung Ost, Rassismus, Antiromaismus/Antisintiismus, Sexismus, Homo- und Transmiseoismus, Diskriminierung aufgrund von Weltanschauung oder Antisemitismus. Die Diversitykategorien und die korrespondierenden Diskriminierungsformen werden in der folgenden Tabelle schematisch dargestellt, wobei dies nur einen Ausschnitt aller Diskriminierungsformen in der Gesellschaft darstellt (Czollek et al 2019: 68):

  • Ableismus: Strukturelle Diskriminierung als Behinderung von Menschen mit (sichtbaren und nicht sichtbaren) physischen und psychischen Beeinträchtigungen
  • Altersdiskriminierung:
    • Adultismus: Strukturelle Diskriminierung, der Kinder und Jugendliche mit Bezug auf ihr Alter ausgesetzt sind
    • Ageismus: Strukturelle Diskriminierung von alten/älteren Menschen aufgrund ihres Geburtsjahres und ihnen zugeschriebener Altersbilder
  • Antiromaismus und Antisinitiismus: Strukturelle Diskriminierung von Roma_Romnija sowie Sinti_ze, einhergehend mit Feindschaft und Hass gegen sie
  • Antisemitismus: Strukturelle Diskriminierung von Juden_Jüdinnen, einhergehend mit Feindschaft und Hass gegen sie
  • Diskriminierung Ost: Strukturelle Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft aus der DDR oder aufgrund transgenerationeller DDRGeschichte
  • Sexismus/Heterosexismus/Homo- und Transmiseoismus: Strukturelle Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres (zugeschriebenen) Geschlechts und/oder ihres sexuellen Begehrens. Miseoismus kommt vom Altgriechischen miseo und bedeutet Hass. Verbunden ist diese Diskriminierungsform mit Heteronormativität, die ein Denk- und Verhaltenssystem beschreibt, in dem lediglich zwei Geschlechter (Mann/Frau) als Norm anerkannt werden, woraus sich wiederum bestimmte Körper-, Verhaltens- und Sexualitätsnormen ergeben.
  • Klassismus: Strukturelle Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres sozialen und ökonomischen Status (z. B. Arbeiter_innenklasse, arme Menschen, Intellektuelle)
  • Lookismus: Strukturelle Diskriminierung aufgrund des Aussehens, Körpers oder der Kleidung
  • Rassismus: Strukturelle Diskriminierung von Schwarzen Menschen. Eine erweiterte Definition umfasst die Begriffe Antimuslimismus als Diskriminierung von Muslim_innen und Migratismus als Diskriminierung von Menschen mit Migrationsgeschichte und als Diskriminierung von geflüchteten Menschen.

Diskriminierungskritische Diversity beschreibt „eine Perspektive, die das Augenmerk auf die gesellschaftlichen Realitäten Struktureller Diskriminierung lenkt, die sich im Kontext von Macht- und Herrschaftsverhältnissen entfalten.“

(Czollek et al. 2019: 30)

Social Justice und Diversity verbindet also die Anerkennung der Vielfalt und radikalen Verschiedenheit von Menschen mit der Analyse und Kritik Struktureller Diskriminierung. Diese Perspektive lehnt nicht nur Diskriminierung ab, sondern verlangt eine aktive Intervention in unsere Gegenwart, in der Diskriminierung weiterhin die gesellschaftliche Realität strukturiert.

Zum Abschluss dieser Lektion möchte ich dich bitten, diese PDF-Datei herunterzuladen, auszudrucken und für dich selbst die zweite Seite auszufüllen. Dabei geht es darum, die eigenen Privilegien /Nicht-Privilegien in Bezug auf deine soziale Gruppenzugehörigkeit zu reflektieren.

Diese Tabelle muss nicht mit anderen geteilt werden, sie soll dir nur dazu dienen, deinen eigenen sozialen Status besser zu reflektieren.

Die folgenden Fragen kannst du dir noch stellen. Wenn du willst, schreib mir gerne die Antworten dazu per Mail (fabian.mauderer(at)drk-of.de)

  • Was war leicht zu identifizieren?
  • Was war schwer zu identifizieren?
  • Hat dich etwas überrascht?
  • Worüber möchtest du mehr erfahren?